DFG-Forschergruppe Natur
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Tagung "Menschennatur in Zeiten des Umbruchs - Verhandlungen zwischen Politik und Medizin"

Veranstalter: Teilprojekts 7 (Gadebusch-Bondio) der DFG-Forschergruppe "Natur in politischen Ordnungsentwürfen: Antike - Mittelalter - Frühe Neuzeit"

25.01.2018 – 26.01.2018

Ort: Medizinhistorisches Institut, Sigmund-Freud-Str. 25, 53127 Bonn

Zeit: 25.01.2018-26.01.2018

Der Ausbruch von Epidemien – heute zum Beispiel Ebola, in der Vormoderne die Pest – kann in Zusammenhang
mit Kriegen und Naturkatastrophen zu politischgesellschaftlichen Destabilisierungen führen. Neben ihrer unmittelbaren Bedrohung für das Individuum stellen sie auch eine Gefahr für die gesamte Bevölkerung dar. Durch derartige Grenzerfahrungen verschieben sich zumeist auch die soziokulturellen Zuschreibungen von Eigenem und Fremdem, Gesundem und Krankem. Damit gehen Neuverhandlungen dessen einher, was eine Gesellschaft, die sich ihrer Verwundbarkeit bewusst geworden ist, zu tolerieren bereit ist.

Die ärztliche Expertise erhält in derart prekären Zusammenhängen eine biopolitische Funktion und kann als Kontrollinstanz an der Schnittstelle von Individuum und Gesellschaft wirken. Für Ärzte erweitert sich dadurch das Aufgabenspektrum der möglichst guten Behandlung des einzelnen Patienten.

Wenn medizinische Praktiken von gesellschaftlicher Relevanz sind, wird ärztliches Handeln politisch. Das ärztliche Berufsethos muss entsprechend justiert werden.

Diese gesellschaftliche Dimension ärztlichen Wirkens wurde schon in der vormodernen Medizin reflektiert, als sich in der Frühen Neuzeit ein Idealbild des politischen Arztes etablierte. Seit dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges (1618) wurde das Modell des Medicus politicus rasch rezipiert. Die longue durée-Betrachtung ermöglicht es die Spannungen aufzudecken, die dieses Leitbild in konkreten Situationen und durch die gegebenen Machtverhältnisse in sich trägt.

Angesichts gegenwärtiger globaler Destabilisierungsprozesse ist es angezeigt, Vorstellungen und Konzepte einer Medizin, die sich der Bedeutung ihres politisch-gesellschaftlichen Wirkens bewusst ist, kontextsensibel zu reflektieren.

 

Wiss. Leitung/Konzept/Organisation:

Prof. Dr. Mariacarla Gadebusch Bondio
Prof. Dr. Ingo F. Hermann
Dr. Christian Kaiser
Manuel Förg, M.A.
Medizinhistorisches Institut
Sigmund-Freud-Str. 25
53127 Bonn

Kontakt bei Rückfragen:

Annett Schmidt
Institutssekretariat
Tel.: 0228 287-15001
annett.schmidt@ukbonn.de

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