DFG-Forschergruppe Natur
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Björn Quiring: "Lost in Paradise: Miltons Eva"

Ringvorlesung "Natur Geschlecht Politik"

03.07.2017 um 18:00 Uhr

Ort: Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Universität München, Geschwister-Scholl-Platz 1, Hörsaal A 214

Zeit: Montag, 3. Juli 2017, 18 h c.t.

Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung "Natur Geschlecht Politik"

"John Miltons Epos "Paradise Lost" von 1674 erzählt vom biblischen Sündenfall. Dabei erscheint als eine Ursache dieses Falls die unbeantwortete Frage nach der Rolle der Geschlechterdifferenz im Schöpfungsplan. Denn es ist ein Widerspruch in der Natur- und Sozialordnung beobachtbar, nach der die ersten Menschen in Miltons Paradies leben: Einerseits sollen Adam und Eva sich in Edens fruchtbare, hierarchisch strukturierte Natur einpassen und vermehren; andererseits werden sie angewiesen, hoch über diese Natur hinauszuwachsen und den Status von Engeln zu erreichen. Da in der Welt von "Paradise Lost" Engel ihr Geschlecht nach Belieben wechseln können, impliziert dieses überirdische Ziel die Aufhebung des Unterschieds zwischen Mann und Frau. Aus dieser Spannung zwischen dem sexuellen, paradiesischen und dem himmlischen, "postsexuellen" Ordnungsentwurf entwickeln sich politisch-theologische und epistemologische Probleme des ersten menschlichen Paares. Vor allem Eva beschäftigt immer wieder das Problem, ob die zwischen Despotie und Demokratie changierende Hierarchie der Geschlechter tatsächlich in der Natur der Dinge verwurzelt ist. Letztlich resultiert der Sündenfall aus ihrem Bedürfnis, sich über die eigene Position in der Welt Gewissheit zu verschaffen. Es kann als ein spezifisch moderner Zug von "Paradise Lost" gelten, dass auch nach dem Sündenfall ihr und dem Leser diese Gewissheit vorenthalten wird."