DFG-Forschergruppe Natur
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Anselm Haverkamp: " 'Chaos is come again' (Othello 3.3.92) - Latenzanfällige Ökonomien nach Shakespeare"

Vortragsreihe "CHAOS - Zusammenbrüche der Ordnung in vormodernen Kulturen"

25.01.2016 um 18:00 Uhr

Shakespeares Werk bietet nicht nur die erfolgreichste Sammlung von dramatischen Geschichten und Plots, sondern es ist – neben Goethes Werk – die universellste sprach-geschichtliche Quelle der Neuzeit. So finden sich in Othello, dessen Plot doch simpler nicht sein könnte, tiefere Einsichten in den Haushalt sprachlicher Latenzen, deren epistemologische Reichweite erst Jahrhunderte später absehbar geworden ist.

Das Chaos, das Othello in den Sinn kommt, zeugt von einem Naturbegriff, dessen Auftauchen das Weltbild der Neuzeit prägnanter macht, als es den emergenten natur-wissenschaftlichen Forschungen bewußt sein konnte und als es die ungefähre politik-geschichtliche Suggestion des Wortes Chaos ahnen läßt. In dem Chaos, das Othello im Munde führt, zeichnet sich nicht nur eine neue Weltsicht ab, sondern die Grenzen des in diesem Horizont möglichen Begreifens.

Es zeichnet sich eine neue Verbindlichkeit der Sprache ab, deren Ort die Literatur ist: deren sprachliche Krisen die Literatur nach Shakespeare austrägt und begreifbar macht. Wie der marginale Hinweis im Othello anzeigt, ist diese Erfaßbarkeit keine der lebensweltlich durchsichtigen Bezüge oder kommunikativen Ahnungen, sondern die verborgene Rückseite von deren trügerischem Funktionieren. Othellos Eifersucht ist nicht (nur) das sattsam bekannte Trauerspiel.

Ort: Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Universität München, Geschwister-Scholl-Platz 1, Hörsaal A 213

Zeit: Montag, 25. Januar 2016, 18 h c.t.

Vortrag im Rahmen der Reihe "CHAOS - Zusammenbrüche der Ordnung in vormodernen Kulturen"