DFG-Forschergruppe Natur
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TP 2: Natur in der politischen Philosophie des Platonismus und Aristotelismus: Antike und mittelalterliche Positionen

Prof. Peter Adamson PhD
Prof. Dr. Christof Rapp

Projektmitarbeiter:
Annika von Lüpke
Dr. Christopher Noble

Wissenschaftliche Hilfskraft: Melanie Förg

Die Bezugnahme auf die Natur und die Natur des Menschen ist in der politischen Philosophie der Antike und deren Rezeption im Mittelalter weit verbreitet. Wichtige Thesen dieser Art (die Natürlichkeit der Polis, die politische Natur des Menschen, die Existenz eines natürlichen, überpositiven Rechts, die Legitimation bestimmter sozialer Rollen durch Rückführung auf natürliche Veranlagung) gehen auf Aristoteles zurück und sind daher besonders bei Aristotelikern verbreitet. Allerdings spielt auch schon bei Platon und später im Neuplatonismus die Analogie von Natur und Polis eine nicht unerhebliche Rolle. Bei den Stoikern findet das Ideal des Lebens im Einklang mit der Natur auch im politischen Denken Anwendung. Der neuplatonische Zugang zur politischen Philosophie reflektiert nicht nur Theoreme aller dieser Schulen, sondern ist auch selbst fest in einem kosmologischen und naturphilosophischen Rahmen verankert. Somit bieten die philosophischen Positionen der Antike und deren Aneignungen zum Beispiel im lateinischen und arabischen Mittelalter eine Vielzahl von Modellen, um im Lichte der Natur und natürlicher Gegebenheiten das Wesen des Staates zu konstruieren und seine Verfassung und Einrichtungen zu legitimieren und zu normieren.

Ziel des hier vorgeschlagenen Teilprojekts ist es, einen Überblick über die Vielfalt entsprechender Argumentationsformen zu erstellen, und in Fallstudien die Möglichkeiten und Grenzen dieser Argumentationstypen in ihrem jeweiligen Kontext zu untersuchen. Besondere Aufmerksamkeit soll hierbei die Wechselwirkung von platonischen und aristotelischen Theorieelementen sowie die Umgestaltung dieser zum großen Teil von Platon und Aristoteles herrührenden Argumentationsformen in den politischen Theorien der Spätantike und des arabischen Mittelalters finden. Im Mittelpunkt der ersten Förderperiode sollen der Naturbegriff in der politischen Philosophie des Aristoteles sowie das Problem des Herrscherwissens im spätantiken Neuplatonismus stehen. Im Hinblick auf die aristotelische Politik gilt es zu untersuchen, inwiefern die Aussagen zur Natürlichkeit der Polis und zur politischen Natur des Menschen aus dem ersten Buch der Politik sowie die Aussagen zu einem überpositiven, natürlichen Recht tatsächlich für die politische Philosophie des Aristoteles insgesamt bestimmend sind. Im Hinblick auf das Wissen des Herrschers in der politischen Philosophie der Spätantike ist besonders die Verzahnung von politischer Philosophie und Naturphilosophie in den Blick zu nehmen; das den Herrscher legitimierende Wissen wird hier zunehmend nach dem Vorbild des providenziellen Wissens des platonischen Demiurgen konzipiert.