DFG-Forschergruppe Natur
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TP 5: Amtsnaturen. Habituelle Spielräume von Amtspersonen der spanischen Monarchie (16.-17. Jahrhundert)

Prof. Dr. Arndt Brendecke

Projektmitarbeiterin: Dr. María Ángeles Martín Romera

Das Projekt untersucht die habituellen Spielräume von Amtsträgern des spanischen Reiches des 16. und 17. Jahrhunderts. Dies geschieht in Anknüpfung an zeitgenössische Forderungen nach einer der ‚Natur des Amtes‘ entsprechenden Qualität der Amtspersonen und ihrer Lebensführung. Ziel ist es, die Funktionen solcher im Amtsideal wurzelnden, aber in der konkreten Amtsperson zu realisierenden Verhaltensweisen präzise zu bestimmen. Ausgangsthese ist dabei, dass die Ostentation einer regelrechten ‚Amtsnatur‘ das mit konstituierte, was man als frühneuzeitliche Staatlichkeit bezeichnen kann. Indem Amtsträger suggerierten, das Amt wäre ihnen zu einer ‚zweiten Natur‘ geworden, unterstrichen sie die Unverfügbarkeit ihrer Vorgehensweise und Entscheidungen. Dies erlaubte es, die an sie herangetragenen Ansprüche dosiert zurückzuweisen, zugleich den Verdacht von sich fern zu halten, Eigeninteressen zu verfolgen, und dennoch die situativen und persönlichen Spielräume zu bewahren, die für eine auf einem schwachen Institutionennetz gründende Herrschaftsform systemnotwendig sind.

Konsequenterweise zielt das Projekt deshalb weder einfach auf die in der Traktatliteratur hervortretenden Ideale der Amtsführung, noch auf das Aufzeigen von Abweichungen davon in konkreten Fällen. Es konzentriert sich primär auf die Spielräume des Verhaltens im Amt selbst, will diese möglichst präzise rekonstruieren sowie die Regulative ihrer Gestaltung und politischen Funktionen beschreiben. Dazu bedient sich das Projekt der besonderen Quellenlage Spaniens. Die spanische Monarchie trieb nicht nur eine umfangreiche politiktheoretische Traktatliteratur hervor, mit deren Hilfe sich die zeitgenössischen Idealisierung des Verhaltens im Amt nachzeichnen lässt. Ihre typischen Amtsprüfungsverfahren machen es zugleich möglich, Beurteilungen von Amtsverhalten aus der Bevölkerung in serieller Weise zu erschließen und auf diese Weise die Ränder des realen Verhaltensspielraumes nachzuzeichnen, wie sie durch die Stimmen der Bevölkerung markiert wurden.